Ab und an werde ich gefragt, ob ich nicht auch ein paar unbearbeitete Bilder rausgeben könnte. Die sehen doch bestimmt auch ganz toll aus. Um das ein bisschen greifbarer zu machen, hier ein kleiner Vergleich:
Das wäre ungefähr vergleichbar mit dem Fall, wenn Picasso gerade die Farbe angemischt hat und man ihn gefragt hätte, ob man die Leinwand mit den ersten Skizzen auch bekommen könnte, die Farbe kann man dann ja selber auftragen. Ich möchte mich hier in keinster Weise mit Picasso vergleichen, ich dachte nur das Beispiel macht es vielleicht ein bisschen greifbarer, weil in der Fotografie viel öfter der Eindruck entsteht: passt schon, reicht schon oder: kann ich ja „eigentlich“ auch selber.
Bildbearbeitung nach einem Fotoshooting – Magie und Mysterium
Zugegeben, viele Fotograf:innen machen ein sehr großes Spektakel aus der Bildbearbeitung. Oft wird gemessen in Zeit wie gut oder hochwertig man (vermeintlich) die Bildbearbeitung angeht. Dabei ist es wie alles im Leben eine Frage der Effizienz und wie man seine Arbeitsabläufe organisiert. Aber es gibt auch – nicht selten – Bilder, die mehr abverlangen als den normalen Workflow und dann gibt es Tage, in denen man sich einfach nicht von einem Bild „trennen kann“ und immer neue Ansatzpunkte findet, noch etwas zu bearbeiten. Deswegen habe ich angefangen mit einer Checkliste meine Bildbearbeitung effizienter zur organisieren, um mich nicht in Details zu verlieren. Zusätzlich habe ich mir für einzelne, immer wiederkehrende Bearbeitungsschritte, automatisierte Arbeitsschritte angelegt, um statt 100 mal eben nur 20 Mal zu klicken. Die Handgelenke und der Rücken danken es einem jeden Tag, wenn man weniger klickt und nicht so ewig vor dem Computer sitzt.
Aber was wird denn nun alles bearbeitet und warum kostet eine digitale Datei was sie kostet?
Gestartet wird in Adobe Lightroom:
- Begradigen des Bildes
- Erste Grundanpassungen hinsichtlich Look und Helligkeit
Weiter geht es in Adobe Photoshop:
- Störende Elemente (Straßenlaternen, Leute im Hintergrund etc), Dreck und Schmutz im Fell des Tieres wird entfernt
- Leine oder Halsband wird entfernt, wenn es zur Bildaussage passt
- Hautretusche beim Zweibeiner, wobei ich da keine Verjüngungskur durchführe, sondern nur eine kleine Optimierung um ein frisches Aussehen zu zaubern (was meist eh vorhanden ist ;-))
- Farbstiche im Fell entfernen (schwarze Hunde haben oft einen kleinen Blaustich bzw. wenn man in Wald und Wiesen fotografiert, färbt das Grün auf die Fellfarbe des Tieres ab, besonders bei weißen Hunden/ Pferden sieht man das)
- Dann geht es los mit dem Farblook. Dynamik und Kontrast wird mittels zusätzlicher Ebenen überall oder in einzelnen Bereichen des Bildes herausgearbeitet
- Die Fellstruktur und das Aussehen des Felles wird punktuell bearbeitet und hervorgehoben
- Die Augen werden geschärft und farblich betont entsprechend ihrer natürlichen Farbe
- Helligkeit und Kontrast wird angepasst
- Einzelne Bereiche werden nachgeschärft
Natürliche Portraits oder Photoshop Magie? Beides würde ich sagen!
Der richtige Spaß geht los, wenn verschiedene Bilder zusammengefügt werden müssen, weil beispielsweise die Köpfe ausgetauscht werden oder der Himmel ersetzt wird. Gerade im norddeutschen Einheitsgrau ist ein blauer Himmel im Bild schon ein bisschen wie Magie und was echt schönes. Oder man stelle sich ein wunderschönes Familienbild mit Vierbeiner vor. 5 Zweibeiner und 1 Vierbeiner. Alle sehen toll aus, einer hat aber gerade die Augen zu. Dann ist es mir ein Vergnügen mal eben die Köpfe auszutauschen, wenn eben das das Lieblingsbild der ganzen Familie ist. Ich bin wirklich kein Freund der Ausreifung von Photoshop oder von umfangreichen Beautyretuschen. Deswegen greife ich bewusst nicht in die natürliche Schönheit ein und färbe Haare um oder ähnliches, aber wenn ich Potenzial in einem Bild sehe, was vielleicht nicht ganz perfekt ist, dann greife ich auch schon mal zu einem Photoshop Trick. Aber Photoshop ist und bleibt ein Hilfsmittel und natürliche Portraits von Mensch und Tier sind mein absoluter Fokus.
Ihr seht, da steckt ganz schön was dahinter und ist nicht mal eben so mit einem Knopfdruck getan.
Die Bildbearbeitungsprogramme machen den Unterschied
Kosten pro Bild erklärt – Zusätzlich zur Bearbeitung steckt in den Kosten natürlich auch die Kosten für das Bildbearbeitungsprogramm bzw. oft auch mehrere Programme und die ganzen Ausrüstung, die es möglich macht, dass so ein Bild überhaupt entsteht. Dazu habe ich mal einen separaten Beitrag verfasst, der etwas Licht ins Dunkel der Kosten von Fotografen:innen bringt. In diesem Beitrag habe ich einmal erläutert welche fixen und laufenden Kosten ein Fotograf:in pro Monat, im Jahr und im allgemeinen so zu tragen hat. Schau mal rein, du wirst überrascht sein.