Ein ehrlicher Einblick hinter die Kulissen der professionellen Tierfotografie

Hunde Fotoshooting in Bremen mit Hund und Mensch

In Zeiten der digitalen Bilderflut und eines Überangebotes an Handys und Kameras werden gerade die Preise der Fotograf:innen oft kommentiert und vielfältig diskutiert. Und zugegeben, von außen betrachtet wirft das auch Fragen auf: wieso soll man Geld für etwas bezahlen, was man – vermeintlich – selber auch hinbekommt? Oder anders gesagt: wieso soll man mehr Geld investieren, wenn der Markt an Fotograf:innen doch quasi ein unendliches Angebot bereitstellt? In Zeiten, in denen es keiner offiziellen Ausbildung mehr Bedarf, kann sich sozusagen jeder Fotograf:in nennen. Wie alles im Leben, hat auch das Vor- und Nachteile. Ich denke, eine Ausbildung ist ein guter Grundstein, vor allem für die technische Arbeit, aber sie verleiht eben auch nicht jedem den nötigen Blick und das Gefühl für die richtigen Momente und den passenden Umgang mit Mensch und Tier. Auf der anderen Seite nennen sich viele Fotograf:in, die eben nicht das notwendige Verständnis haben, auch technisch hochwertige Fotos zu erschaffen.

Deswegen möchte ich euch einen kleinen Einblick geben, was vor, während und nach einem Fotoshooting mit Hund und Pferd alles passiert und vor allem, was noch drum herum passiert. Am Ende ist es natürlich immer eine ganz individuelle Entscheidung, wie viel oder wie wenig ein jede:r einzelne in ein Fotoshooting mit Hund und Pferd investieren möchte und sicherlich ist mein Konzept auch nicht für jeden etwas und das muss es ja auch nicht. Mir ist es wichtig, für jedes Fotoshooting, egal ob mit Hund oder Pferd, das bestmögliche Ergebnis abzuliefern, dazu bedarf es Zeit und Einfühlungsvermögen, einer guten Planung, einer entspannten Durchführung und viel Muse und Sinn für Details in der Bearbeitung und Nachbereitung. Das geht nicht, wenn die Preise am absoluten Limit kalkuliert sind und man über Masse auf ein bestimmtes Ergebnis kommen möchte/ muss. Es gibt immer eine Entscheidung im Leben, beruflich wie auch privat: Quantität (so viel wie möglich, wobei die Qualität des einzelnen Ergebnisses zweitrangig ist) oder Qualität (so gut wie möglich, wobei Abstriche bei der Quantität gemacht werden müssen).

Ich bin eine Perfektionistin und habe den Anspruch 1000% zu liefern. Quantität würde mich an den Rand des Wahnsinns treiben, weil mir Details wichtig sind. Ich möchte ein Erlebnis schaffen, eine Auszeit für Hund und Mensch und langlebige Erinnerungen. Mit einem Fließbandtempo kann ich das nicht und es würde mich so stressen und unglücklich machen, meinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht zu werden, dass ich wahrscheinlich schon längst nicht mehr fotografieren würde. Aber diese Entscheidung ist individuell und ich finde, keiner sollte für seinen Fokus im (Berufs)leben kritisiert werden, vielmehr hilft es einen Blick auch mal hinter die Kulissen zu werfen.

Ich würde mich einfach nur freuen, wenn der Einblick in ein Fotoshooting mit Hund oder Pferd etwas mehr Transparenz und Klarheit verschafft, was eigentlich alles dahinter steckt und vor allem was auch alles “im verborgenen” passiert.

Hundefotografie Syke Bremen

Was steckt in der Shootinggebühr?

Die Shootinggebühr deckt sämtliche Zeit vom Erstkontakt bis hin zur Planung und Durchführung des Fotoshootings mit deinem Vierbeiner ab. Dazu zählen so unaufregende Sachen wie Rechnung schreiben, das Shooting planen an Hand eines ausführlichen Telefonats bzw. per Online Fragebogen. Gleichwohl ich ein großes Repertoire an erprobten Locations für die verschiedensten Fotoshootings mit Hund und Pferd habe, suche ich auch regelmäßig neue Shootingorte in Bremen, Niedersachsen und darüber hinaus. Wenn der/ die Kunde beispielsweise spezielle Wünsche hat oder ich eine neue Idee für schöne Hunde- oder Pferdefotos.

Durchschnittlicher Zeitaufwand: 2 Stunden

Am Tag des Fotoshootings wird die Ausrüstung vorher geputzt und gepackt, Batterien geladen, Speicherkarten sortiert. Dann geht es los zur Location, mal ist die näher, mal weiter weg. Die eigentliche Fotohootingzeit liegt meist bei 1-2 Stunden, je nach Gemüt des Tieres, der Besitzer und Wetterlage. Nach dem Fotoshooting mit Hund oder Pferd werden die Bilder auf den Computer und in das Bearbeitungsprogramm überspielt und doppelt gesichert sowie die erste Auswahlgalerie für den Kunden erstellt. Die Erstellung der Auswahlgalerie beinhaltet die zweifache Sichtung und Markierung aller Bilder sowie die Grundoptimierung der Bilder in Helligkeit, Kontrast und Bildschnitt sowie das anschließende abspeichern und hochladen der Bilder in die Online Galerie. Abschließend bekommen meine Kunden eine Email mit dem Zugangslink zur Online Galerie bzw. treffen wir uns für eine persönliche Produkt- und Bildauswahl (zusätzliche 1-2 Stunden) Danach wird die Ausrüstung gesichtet und die Kleidung gereinigt (gerade bei einem Hunde Fotoshooting geht es meist sehr erdnah und dreckig zu).

Durchschnittlicher Zeitaufwand: 3-4 Stunden

In der Shootinggebühr stecken also durchschnittlich 6 bis 8 Stunden Arbeit.

Welche laufenden Kosten entstehen (direkt oder indirekt) für die Fotoshootings und die Ausübung meiner Tätigkeit?

Meine Ausrüstung

  • Meine Kamera: Sony Alpha 9 Mark 2 Body (Investment: 5.500 Euro, ohne Objektive)
  • Sony 70-200 2.8 GM Master für bewegte/ Actionbilder (Investment: 3.000 Euro)
  • Sony 24-70 2.8 GM für Headshots oder Rudelbilder (Investment: 1.800 Euro)
  • Sigma Art 105 2.8 für schöne Portraits mit Bokehs oder Nasenbilder (Investment: 1.200 Euro)
  • Apple Mac Book Pro (2021, Investment: 3.500 Euro)
  • BenQ Monitor zur vergrößerten Darstellung (Investment: 600 Euro)
  • Grafiktablett, Grafikmaus, Tastatur, Festplatten, Kalibriergeräte um die frealitätsnahe Darstellung der Farben am Monitor sicherzustellen etc (Investment: 1.500 Euro)
  • Anderes Zubehör wie Kameratasche o.ä. ist nicht berücksichtigt
  • Gesamtinvestition (gerundet): 16.600 Euro

Meine Software

  • Fotografenabo von Adobe (Investment: 12 Euro/ Monat)
  • Abo für die Auswahlgalerie (Investment: 22 Euro/ Monat)
  • Abo für die Datenspeicherung in der Cloud – ich sichere dreifach (doppelt auf Festplatten an verschiedenen Orten und in der Cloud) (Investment: 18 Euro/ Monat)
  • Webseite Hosting (Investment: 12 Euro/ Monat)
  • Plugins für Kontaktformulare/ Webseite Support bei der technischen Umsetzung von Neuerungen o.ä. (Investment: 300 Euro/ Jahr)
  • Verbrauchsmaterial ist nicht berücksichtigt
  • Gesamtkosten pro Monat: 70-80 Euro

Weitere Kosten und Beiträge

  • Handwerkskammer Beitrag der Stadt Bremen (175 Euro/ Jahr)
  • Kamera und Haftpflichtversicherung Versicherung (Investment: 300 Euro/ Jahr)
  • Steuerberater (Investment: 100-300 Euro/ Monat)
  • Strom, Internet, Kosten für das Auto etc. sind hier außen vorgelassen
  • Gesamtkosten pro Jahr: 600 Euro

Marketingkosten

  • Flyer und Drucke für die Offlinearbeit
  • Produktmuster zum vorzeigen bei meinen Kunden oder Produktmuster zur Ausstellung bei Kooperationspartner:innen
  • Anzeigen auf Facebook und Instagram (nutze ich nicht (mehr))
  • Ansonsten mache ich beim Marketing fast alles selber – Flyer gestalten, Suchmachschinenoptimierung etc. habe ich mir alles selber beigebracht, um es nicht outsourcen zu müssen

Weiterbildung

Bisher habe ich an folgenden Weiterbildungen teilgenommen:

  • Rudelfotografieworkshop für Portraits von Hund & Mensch (Investment: 500 Euro plus Anreise/ Übernachtung in Leipzig)
  • Portfoliowochenende und Pferdefotografieworkshop in Hamburg (Investment: 500 Euro)
  • Photoshop Einzelcoaching (Investment: 450 Euro)
  • SEO und Online Marketing Einzelcoaching (Investment: 500 Euro)
  • Diverse Online Workshops zur Bildbearbeitung und Workflow (Investment: 1500 Euro)
  • Mentoring Tierfotografie (Business & Fotografie) (Investment: 4000 Euro)
  • Sony Kamera Coaching (Investment: 500 Euro)
  • Diverse Bücher und Online Webinare sind hier nicht berücksichtigt
  • Zudem höre ich alle zwei Tage einen themenrelevanten Podcast und bilde mich auf Youtube bzw. im Austausch mit anderen Fotograf:innen weiter
Pferdefotograf Bremen

Überrascht? Ist doch eine ganze Menge. Sicher kann man es hier und da etwas kostengünstiger und schlanker gestalten, wobei ich da schon recht effizient aufgestellt bin und (noch) ohne CRM Software klar komme und auch nicht besonders viele andere Gadgets nutze. Bei der Technik mache ich allerdings keine Kompromisse, weil ich mich da ausnahmslos drauf verlassen muss und möchte.

Wenn man aber die laufenden Kosten und das Grundinvestment betrachtet, dann frage ich mich oft, wie andere Fotograf:innen kostendeckend arbeiten können, bei Shootingpreisen von 100-150 Euro mit 5 oder mehr digitalen Dateien bereits enthalten. Oft, aber nicht immer, sind es einfach noch sehr junge Fotograf:innen, die sich etwas dazu verdienen wollen oder – leider auch sehr oft – ohne viel unternehmerisches Verständnis. Und Kreativität und unternehmerisches Verständnis gehören da einfach zusammen, dass eine ohne das andere ist einfach nicht nachhaltig. Und man muss dazu auch sagen, dass ich genauso wie in jedem anderen Beruf, wobei das eher meine Berufung ist auch Zeit mit meiner Familie und unseren beiden zwei- und vierbeinigen Kindern haben möchte. Und ich finde das geht Hand in Hand – nur wenn ich nachhaltige Entscheidungen im Berufsleben treffen, bin ich langfristig gesund, glücklich und zufrieden – was sich wiederum auf meine Arbeit und das Ergebnis auswirkt. Und das freut dann meine Kunden:innen.

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